Gemütlich sollte es werden. Deshalb traf sich der Männerturnverein zu ungewohnter Stunde, nämlich erst abends um sechs Uhr, zur diesjährigen Vereinsreise. Etwas verwundert nahm man die ungewohnte Abreisezeit auf der Gartenterrasse des Rest. Rössli zur Kenntnis. Mit der Gemütlichkeit war es dann aber relativ schnell vorbei, obwohl das Rössli das erste Getränk (man kann erahnen um was es sich handelte) an die Bushaltestelle servierte, denn der Bus wollte und wollte einfach nicht kommen.
Schliesslich wurde der HB Zürich aber trotz diesem nervigen Start doch noch rechtzeitig erreicht, so dass wie geplant der Nachtzug der ÖBB bestiegen werden konnte. Mit diesem ging es dann quer durch Österreich bis in die Steiermark nach Leoben und weiter nach Trofaiach. Dort am frühen Morgen angekommen, wurden wir von Witha und Jörg, den Eltern des Organisators unserer Reise, Bernd Socher, sehr herzlich empfangen und sogleich mit einem feudalen Frühstück verwöhnt.
Die Stärkung konnten wir gut gebrauchen, denn jetzt waren PS gefragt. Zuerst noch auf der Strasse mit den Autos über den Pass, dann aber zu Fuss. Die anregende Wanderung bis zur Leobnerhütte, mit einer bevorstehenden Gehzeit von ca. vier Stunden, führte von der Gsollkehre der B115 Präbichlstrasse via Gsollalm und der Gsollhütte zur Frauenmauerhöhle. Die Frauenmauerhöhle ist eine rund 650m lange Höhle unter der 1827m hohen Frauenmauer, wobei sich das gesamte bisher erforschte Höhlensystem auf eine Länge von 45,5km erstreckt. Die Besonderheit der Höhle ist die Möglichkeit der Durchquerung des darüber liegenden Bergmassivs, da sie über zwei Ausgänge verfügt. In der rund einstündigen Führung durch die Höhle, in der die Temperatur immer bei konstanten sechs bis acht Grad liegt, konnten wir uns von den heissen 30 Grad ausserhalb abkühlen. Vom Ostausgang der Höhle bis zu unserem Etappenziel, der Leobnerhütte wurden die T‐Shirts aber wieder massiv durchgeschwitzt.
Nach der gemütlichen Übernachtung in der Leobnerhütte, mit den sehr freundlichen Gastgeberinnen, einem feinen Nachtessen und einem geselligen Abend zuvor, stand am Morgen der Abstieg nach Präbichl, die Weiterfahrt per Bus nach Eisenerz und das «Erlebnis Erzberg» auf dem Programm.
Seit mehr als 1300 Jahren wird am Erzberg Eisenerz abgebaut. Im 4 Schicht‐Betrieb werden jährlich über 12 Millionen Tonnen Gestein gewonnen und zu insgesamt ca. 3 Millionen Tonnen reinem Eisenerz verarbeitet. Heute erfolgt der Abbau nur noch an der Oberfläche im Tagbau. In einer Tour, rund 1,5km im Berg, durch den letzten, 1986 stillgelegten Stollen, der zu einem Schaubergwerk ausgebaut wurde, erhielten wir einen Eindruck dieses unterirdischen Labyrinths und die Arbeitswelt der Knappen in der Vergangenheit. Bei einer anschliessenden Taxifahrt der besonderen Art, mit dem sogenannten Hauly, einem umgebauten Schwerkraftlastwagen mit 1217 PS, mitten durch den Tagbau, entlang der Stufen, lernten wir den Erzberg weiter kennen und es wurden uns weitere interessante Informationen vermittelt.
Ein letzter Besuch bei Witha und Jörg Socher in Trofaiach, ein feines Nachtessen im «Schwarzen Hund» in Leoben und ein gemütlicher Ausklang in der Fussgängerzone, rundeten den gelungenen und interessanten Tag ab, bevor abends um 23.30 Uhr die Rückreise mit dem Nachzug in die Schweiz in Angriff genommen wurde.